Liebe Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir begrüßen Sie herzlich im Praxisnetz der Kinder- und- Jugendärzt*innen Münster e.V., dem Verbund niedergelassener Kinder- und Jugendärzt*innen Münsters und Umgebung.
Mit unserem Kinder- und Jugendärzt*innen-Netz bieten wir Ihnen und Ihren Kindern die bestmögliche ambulante Gesundheitsversorgung mit einheitlich hohen Qualitätsstandards. Die enge Kooperation untereinander und mit stationären und ambulanten Spezialeinrichtungen der Kinder- und Jugendmedizin ermöglicht es, die netzinternen Fachkompetenzen und die ambulanten Untersuchungs- und Therapieverfahren sinnvoll zu nutzen und die Zahl und Dauer der Klinikaufenthalte gering zu halten. Machen Sie sich ein Bild von unserem Leistungsspektrum.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Für Terminvereinbarungen wenden Sie sich bitte an die von Ihnen gewählte Kinder- und Jugendarztpraxis. Sie finden diese in der Rubrik links "Praxisverzeichnis".
Für Rückfragen zum Ärztenetz e. V. kontaktieren Sie bitte unsere Netzsekretärin unter der Mail-Adresse: reuter.paednetz@ web.de
Auf den nächsten Seiten erhalten Sie praktische medizinische Tipps, Adressen für den Notfall, das Verzeichnis der Mitgliedspraxen des Praxisnetz der Kinder- und- Jugendärzt*innen Münster e.V. und Informationen über wichtige Termine, Aktivitäten und Informationsquellen.
Wichtige Hinweise:
Durch u.g. Maßnahmen sind Sie und Ihr Kind vor Ansteckung in den Praxen geschützt!
Nehmen Sie unbedingt zeitgerechte Termine für Vorsorgen und Schutzimpfungen wahr!
Fehlende oder verspätete Impfungen oder Vorsorgen gefährden Ihr Kind!
AKTUELLE iNFORMATIONEN ÜBER Infekte und Infektionskrankheiten -- Vorgehen bei Infektionsverdacht
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Nikotinbeutel – ein gefährlicher Trend unter Jugendlichen
Nikotinbeutel, auch als „Pouches“ oder „Snus“ bekannt, sind kleine, weiße Beutelchen, die zwischen Zahnfleisch und Oberlippe gelegt werden. Dort wird das enthaltene Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen – schnell, diskret und wirksam. Optisch ähneln sie dem sogenannten Snus, einem oralen Tabakprodukt aus Schweden. Während Snus kleine Beutel mit Tabak und Nikotin enthält und in der EU (außer in Schweden) verboten ist, kommen die neuen Nikotinbeutel ohne Tabak aus. Stattdessen enthalten sie ein Pulver aus Nikotinsalzen, Aromen und Trägerstoffen, das über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Seit 2021 gelten sie in Deutschland als Lebensmittel und dürfen wegen ihres hohen Nikotingehalts nicht legal verkauft werden. Dennoch gelangen sie weiterhin über Kioske, Online-Shops oder den privaten Handel an Jugendliche.
Ein wachsender Trend – auch an deutschen Schulen
Laut einer aktuellen Auswertung des Präventionsradars 2022/2023, einer schulbasierten Studie mit über 12.000 Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 10, haben bereits 5,4% der befragten Kinder und Jugendlichen mindestens einmal einen Nikotinbeutel konsumiert – 6,3% der Jungen und 3,5% der Mädchen. Besonders auffällig: Im Alter von 16 bis 17 Jahren liegt die Lebenszeitprävalenz bereits bei 15,2% der Jungen und 10,3% der Mädchen. Nikotinbeutel sind damit kein Randphänomen mehr, trotz der Tatsache, dass ihr Verkauf in Deutschland nicht erlaubt ist.
Die Studie zeigt zudem: Je niedriger der soziale Status und je höher die individuelle Risikobereitschaft, desto häufiger ist der Konsum. Mischkonsum mit anderen Produkten wie E-Zigaretten, Shishas oder klassischen Zigaretten ist weit verbreitet und nimmt ab einem Alter von 13 Jahren deutlich zu. Vor allem in sozialen Netzwerken wie TikTok werden die Produkte als vermeintlich harmlose Alltagsbegleiter oder sogar als „Leistungsbooster“ beworben – oft von Influencern mit großer Reichweite. Auch an Schulen ist der Konsum bereits angekommen.
Heimlich, still und schädlich
Eltern und Lehrkräfte bemerken den Konsum oft nicht: Die Beutel sind klein, geruchlos und leicht zu verstecken – ganz anders als Zigaretten oder E-Zigaretten. Viele Erwachsene halten sie für Bonbons oder Kaugummi. Viele Jugendliche nehmen sie nicht als gefährliches Suchtmittel wahr, sondern als scheinbar harmlose, moderne Alternative zur Zigarette. Sie lassen sich diskret in den Schulalltag integrieren. Das Produktdesign wirkt bewusst unverfänglich: Die Dosen erinnern eher an Kaugummi oder Lippenbalsam als an ein gesundheitsgefährdendes Nikotinprodukt. Dabei kann schon ein einziger Beutel Schwindel, Übelkeit und sogar Ohnmacht verursachen. Bei regelmäßigem Konsum droht eine schnelle Nikotinabhängigkeit – mit möglichen Folgen für Herz, Kreislauf und Gehirnentwicklung.
Viele Produkte enthalten extrem hohe Nikotinmengen – bis zu 50 Milligramm pro Beutel, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) berichtet. Zum Vergleich: Eine Zigarette enthält etwa 8 bis 12 Milligramm Nikotin. „Nikotin ist ein stark wirksames Nervengift“, erklärt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Gerade im Jugendalter kann es die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen und das Risiko für eine lebenslange Nikotinabhängigkeit deutlich erhöhen.“
Über die langfristigen gesundheitlichen Folgen gibt es bislang kaum Daten. Fachleute warnen jedoch vor dem hohen Abhängigkeitspotenzial, möglichen krebserregenden Inhaltsstoffen sowie gesundheitlichen Schäden im Bereich von Mund, Rachen und Hals. Die Stiftung Kindergesundheit teilt diese Einschätzung.
Verboten – aber dennoch erhältlich
Rechtlich dürfen tabakfreie Nikotinbeutel in Deutschland nicht verkauft werden. Sie fallen unter das Lebensmittelrecht und benötigen eine Zulassung, die bislang nicht vorliegt. Der Verkauf – auch in Kiosken oder Online-Shops – ist somit eigentlich verboten. Doch die Realität sieht anders aus: Bei Kontrollen finden Ordnungsämter immer wieder illegale Angebote in Spätis, Shisha-Läden oder im Internet.
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt Eltern, das Thema frühzeitig mit ihren Kindern zu besprechen. Besonders wichtig:
- Informieren Sie sich über neue Konsumformen, auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos erscheinen.
- Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über das, was es in den sozialen Medien sieht oder was an der Schule kursiert.
- Erkennen Sie mögliche Warnzeichen wie häufige Übelkeit, Müdigkeit oder den plötzlichen Wunsch nach mehr „Konzentration“ oder „Energie“.
- Tauschen Sie sich mit anderen Eltern und Lehrkräften aus.
Neue Herausforderung für Prävention und Gesundheitsschutz
Nikotinbeutel sind kein harmloser Lifestyle-Trend, sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko, besonders für Kinder und Jugendliche. Die Stiftung Kindergesundheit fordert eine konsequente Regulierung, mehr Kontrollen und vor allem: verstärkte Aufklärung für Familien, Schulen und das pädagogische Umfeld.
„Je früher eine Nikotinsucht entsteht, desto eher verfestigt sie sich – mit allen negativen gesundheitlichen Folgen für das spätere Leben“, warnt Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Deshalb brauchen wir jetzt klare Botschaften, gute Präventionsangebote und eine aufmerksamere Gesellschaft.“
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Giulia Roggenkamp, Pressestelle, Stiftung Kindergesundheit
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Quellen: idw-online.de, Stiftung Kindergesundheit
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Antibiotikagabe in der Schwangerschaft oder im Säuglingsalter erhöht nicht das Risiko für Autoimmunerkrankungen bei Kindern
Einige vergangene Arbeiten zu diesem Thema hatten angenommen, dass Antibiotika die Immunentwicklung durch eine Störung des Darmmikrobioms verändern könnten. Die Autor*innen der aktuellen Arbeit, die in PLOS Medicine veröffentlicht wurde, erklären: „Unsere Ergebnisse deuten nicht auf einen Zusammenhang zwischen Antibiotikaexposition während der pränatalen Phase [in der Schwangerschaft] oder im frühen Säuglingsalter und der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen bei Kindern hin. Diese Beobachtung steht im Widerspruch zu mehreren früheren Studien, die von erhöhten Risiken berichteten, und unterstreicht, wie wichtig es ist, die zugrunde liegenden Indikationen für den Antibiotikaeinsatz und die genetische Anfälligkeit bei der Interpretation solcher Zusammenhänge sorgfältig zu berücksichtigen. Obwohl der potenzielle Nutzen einer Antibiotikabehandlung bei der Behandlung von Infektionen während der Schwangerschaft oder im frühen Säuglingsalter das minimale Risiko von Autoimmunerkrankungen wahrscheinlich überwiegt, unterstreichen unsere Ergebnisse auch die Notwendigkeit eines vorsichtigen und klinisch angemessenen Einsatzes von Antibiotika während dieser kritischen Entwicklungsphasen in bestimmten Untergruppen.“
Forschende der Sungkyunkwan-Universität werteten die Daten von über 4 Millionen Kindern aus, die zwischen 2009 und 2020 geboren wurden. Sie untersuchten, ob Kinder, die bereits im Mutterleib oder in den ersten Lebensmonaten mit Antibiotika in Kontakt kamen, später häufiger an Autoimmunerkrankungen litten. Zu den untersuchten Krankheiten zählten unter anderem:
- Typ-1-Diabetes
- juvenile idiopathische Arthritis
- entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- systemischer Lupus erythematodes
- Hashimoto-Thyreoiditis
Die Analyse ergab keinen Zusammenhang zwischen früher Antibiotika-Exposition und einem erhöhten Risiko für Autoimmunerkrankungen im Kindesalter. Auch in speziellen Auswertungen, bei denen Geschwister miteinander verglichen wurden, ließ sich kein erhöhtes Risiko feststellen.
Lediglich in einzelnen Untergruppen gab es Hinweise auf minimale Risikoerhöhungen – etwa bei bestimmten Antibiotikaklassen oder wenn Säuglinge in den allerersten Lebenswochen behandelt wurden. Diese Befunde seien jedoch nicht eindeutig und müssten weiter erforscht werden.
Die Autor*innen betonten, dass die Ergebnisse widersprüchliche Erkenntnisse aus früheren Untersuchungen klären. Die große Stichprobengröße und der lange Nachbeobachtungszeitraum (über 7 Jahre) der Studie untermauern die Schlussfolgerungen. Die Wissenschaftler*innen weisen jedoch darauf hin, dass zur Bestätigung der Ergebnisse Subgruppenanalysen und Studien in anderen Populationen erforderlich sind. Denn: „Unsere Ergebnisse schließen zwar ein deutlich erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen aus, die Studie war jedoch möglicherweise nicht aussagekräftig genug, um kleine, aber potenziell bedeutsame Zusammenhänge, insbesondere innerhalb bestimmter Untergruppen, zu erkennen.“ Zwei oder mehr Antibiotika-Verordnungen, die Beschränkung der Kohorte auf Einzelgeburten oder gestillte Kinder und der Ausschluss von Kindern, deren Mütter eine Autoimmunerkrankung hatten, stützten die Hauptbefunde; kleine Effekte in Subgruppen können dennoch nicht ausgeschlossen werden.
Frühzeitige Antibiotikagabe ist nach aktuellen Erkenntnissen anscheinend kein relevanter Risikofaktor für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen bei Kindern.
Quellen: Contemporary Pediatrics, PLOS Medicine
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13. September – Welt-Sepsis-Tag
Was ist Sepsis?
Sepsis ist eine schwere Komplikation einer Infektion: Die Abwehrreaktion des Körpers gerät außer Kontrolle und schädigt eigene Organe. Frühe Behandlung rettet Leben.
Wie entsteht Sepsis?
Sepsis kann aus verschiedenen Infektionen entstehen – z. B. Lungenentzündung, Harnwegs- oder Hautinfektionen, Blinddarmentzündung, Hirnhautentzündung. Grundsätzlich kann jede Infektion fortschreiten.Wer ist besonders gefährdet?
Neugeborene und Kleinkinder, Kinder mit Immunschwäche oder chronischen Erkrankungen, unter Chemotherapie oder mit schweren bakteriellen Infektionen (z. B. Staphylococcus aureus, auch MRSA) haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf.
Warnzeichen bei Säuglingen und Kindern sind u.a.:
- Fieber oder auffallend niedrige Temperatur (v. a. bei Neugeborenen)
- Schneller Herzschlag, schnelle Atmung oder Atemnot
- Frieren/Schüttelfrost, kalte marmorierte Haut, Farbveränderungen
- Verhaltensänderungen: ungewöhnliche Schläfrigkeit, Apathie, Verwirrtheit
- Starke Schmerzen/Unwohlsein
- Anhaltendes Erbrechen, Trink-/Essverweigerung, deutlich weniger nasse Windeln (Warnsignal u. a. wenn > 8–12 Std. trocken)
Bei Verdacht sollten Eltern sofort medizinische Hilfe holen bzw. den Notruf 112 wählen.
Neugeborenensepsis – besondere Zeichen
Bei Neugeborenen sind Symptome oft unspezifisch (Trinkschwäche, Atemprobleme, Krampfanfälle, Temperaturinstabilität). Gelbsucht in den ersten 24 Stunden nach Geburt ist ein Alarmsignal und muss sofort ärztlich abgeklärt werden (hat verschiedene Ursachen, u. a. Infektionen).
Behandlung
Sepsis wird im Krankenhaus behandelt. Kinder erhalten u.a. rasch Antibiotika (wenn bakteriell vermutet), bei Bedarf Flüssigkeitszufuhr.
Nach der Akutphase
Ein Teil der Kinder entwickelt langfristige körperliche oder psychische Beschwerden („Post-Sepsis-Syndrom“) und braucht Nachsorge.
So beugen Eltern vor:- Hände waschen, Wunden sauber halten & abdecken, Impfungen gemäß Empfehlung
- Nach Infekten auf Warnzeichen achten und früh ärztlich abklären
Quellen: HealthyChildren.org (AAP), Deutsche Sepsis-Gesellschaft
Weiterführende Information: Deutschland erkennt Sepsis – Eltern-Flyer „Sepsis bei Säuglingen & Kleinkindern“